VLADISLAV PESCHKOV

   

© Svetlana Savickaya

DIE MUSIKFEE

Deutsch  von V. Peschkov

Eigentlich leben Musikfeen auf der  Höhe  des Regenbogens. Man kann sie in jedem Tautropfen sehen, wenn die Sonne aufgeht. Auch mögen es die Musikfeen, in die laut rauschenden  Wasserfälle zu tauchen, auf den Spitzen der Tannen und Fichten zu wandern und sich an den wuscheligen Haaren der Winde festzuhalten, um mit ihnen zu fliegen.
Die jungen, kämpferischen Winde hatten durchaus nichts dagegen, da sie es als Privileg ansahen, wenn ihre Majestäten sich  ihnen zuwandten.
So geschah es auch, dass mit einem auf dem Weg liegenden Wind eine sehr junge Fee in unsere Stadt hineinflog, um sich hier ein Haus zu suchen.
Das geschah  an einem frühen Morgen, als die Straßenfegerin den Asphalt mit ihrem  kratzigen  Besen  reinigte. Die kleine Fee machte es sich sogleich auf der Spitze des Besens gemütlich.
- Kratz-kratz- machte der Besen munter - kratz- kratz.
Auf der Straße blieben die Kratzstreifen zurück. Der kleinen Musikfee wurde es  schnell langweilig, die Straße zu fegen, und deshalb sprang sie auf einen vorbeiflitzenden Minibus  auf..
- Knall-knall-  tönte  die Tür mit der kleinen Musikfee darauf,- knall-knall…
Knallt doch nicht so mit der Tür!- schrie der Fahrer nervös, während er mit den Zähnen knirschte und den Fahrgästen  wütende  Blicke zuwarf.
So blieb der kleinen Musikfee nichts anderes übrig, als in die nächstbeste Benzinpfütze zu springen, die auf dem Asphalt wie ein regenbogenfarbiger Pfauenschwanz aussah. Die Menschen  liefen  achtlos durch die Benzinfarben hindurch und bemerkten die  herrlichen Farben und  Schattierungen nicht einmal.
- Plitsch-platsch,- sang die Pfütze, die von der kleinen Musikfee besucht wurde, -plitsch-platsch…
Da beugte sich ein junges Fräulein über die Pfütze. Ihr Gesicht war   voller Bewunderung. Sie öffnete ein Skizzenbuch, holte einen kleinen, weichen Pinsel heraus und tunkte ihn in die von Farben erfüllte Morgenpfütze. In diesem Moment begriff die kleine Musikfee, wo ihr Zuhause  war . Sie griff nach dem Pinsel der jungen Malerin und hielt sich  an ihm  fest.
Von diesem Tag an bemalte die junge Malerin seidene Schleifen  voll von Zauberei. Wenn ihr eines Tages  zu  ihrer Ausstellung kommen solltet, schaut euch unbedingt die zarten Farben an. Vielleicht werdet ihr dann in der Lage sein, das Lied der kleinen Fee zu verstehen, die  immer noch in der Spitze ihres treuen Pinsels lebt.